6 Frauen - 6 Schicksale

Isobel Hawking

Lebensgeschichte

Isobel wurde am 3. März 1915 als Tochter von James und Agnes Walker in Schottland geboren. Sie war eine der wenigen Frauen, die in Oxford studierte in den Fächern Ökonomie, Politik und Philosophie. Sie arbeitete einige Jahre in Berufen weit unter ihrem Niveau.

Sie heiratete Frank Hawking, einen anerkannten Fachmann für Tropenmedizin. Sie wurde 1942 während des 2. Weltkriegs die Mutter von Stephen Hawking, der später ein weltberühmter theoretischer Physiker und Astronom werden sollte. Neben Stephen hatte sie drei weitere Kinder: Mary, Edward und Philippa. Sie ist am 6. April 2013 verstorben

Vor der Geburt

Hat Isobel von der Behinderung ihres Sohnes gewusst? Nein. Zu ihrer Zeit waren die Möglichkeiten einer vorgeburtlichen Diagnose nicht vorhanden. Ob sie ihr Kind abgetrieben hätte, wenn sie es gewusst hätte? Wir wissen es nicht.

Andere Krankheiten und Behinderungen können heute vorgeburtlich diagnostiziert werden. Z.B. Trisomie 21 (Down Syndrom), Trisomie 18, Monosomie, Klinefelter-Syndrom. Dazu Herzfehler, Fehlbildungen an Wirbelsäule, Rückenmark und Gehirn. Sie alle haben in der Regel eine Abtreibung zur Folge.

Hannah Chaplin

Lebensgeschichte

Hannah wurde am 6. August 1865 in London geboren. Sie lebte und arbeitete als Schauspielerin und Tänzerin. Sie heiratete 1885 den Entertainer Charles Chaplin und wurde 1889 Mutter des später weltberühmten Schauspielers und Regisseurs Charlie Chaplin. Das Leben mit ihrem ihrem Ehemann war geprägt von Alkoholismus, Schlägen, Spielschulden und Armut. Hannah erkrankte an Syphilis und litt unter schweren Depressionen. Ihre Kinder wuchsen in Heimen und Internaten auf. 1921 holte sie Charlie in die USA und kaufte ihr ein Haus in Hollywood und organisierte Pflegepersonal für sie. Sie starb dort 1928 im Alter von 63 Jahren ohne zu wissen, wie berühmt ihr Sohn war.

Vor der Geburt

Hannah Chaplin lebte vor der Geburt von ihrem Sohn Charlie in miserablen Zuständen. Ein Kind in ihrer finanziellen Situation zu bekommen, war eine Katastrophe. Abtreibung war zwar gesetzlich verboten, jedoch zu dieser Zeit gang und gäbe. Sogenannte «Abortifacients» – Pillen zur Tötung von Ungeborenen – waren diskret in jedem Hinterhof zu haben und wurden auch in Zeitungen beworben. Die Alternative war, das Kind zur Welt zu bringen und in ein Heim zu bringen. Christliche Institutionen kümmerten sich um die vielen Strassenkinder in London. Hannah hat sich letztlich für das Kind entschieden. Die Gründe dafür kennen wir nicht.

Joanne Carole Schieble

Lebensgeschichte

Joanne wurde am 15. August 1931 in den USA in Wisconsin als Tochter von Artur und Irene Ziegler geboren. Während ihres Studiums befreundete sie sich mit Abdulfattah „John“ Jandali. Als sie von ihrer unehelichen Schwangerschaft erfuhr erhielt sie von ihren Eltern keine Unterstützung. Sie entschied sich, ihren zukünftigen Sohn, Steve Jobs, auszutragen, vorausgesetzt, er würde in eine gebildete Akademikerfamilie hinein adoptiert. Steve wurde kurz nach seiner Geburt 1955 von Joanne zur Adoption freigegeben und vom Ehepaar Paul und Clara Jobs aufgenommen. Joanne heiratete im selben Jahr Abdulfattah und wirkte als Sprachtherapeutin. Nach einer zweiten Ehe aus der die Tochter Mona Simpson hervorging, starb sie im Jahr 2000.

Vor der Geburt

Die aussereheliche Beziehung der jungen Studentin mit einem muslimischen Dozenten erregte bei den katholischen Eltern grossen Ärger und Missbilligung. Sie waren nicht bereit, eine mögliche Ehe der Beiden zu akzeptieren und diese Beziehung zu unterstützen. Mit 23 Jahren stellte sich die Frage, wie sie mit der Schwangerschaft umgehen sollte. Sie entschied sich für die Schwangerschaft, aber nur unter der Bedingung, dass ihr zukünftiges Kind von einer wohlhabenden und akademisch gebildeten Familie adoptiert würde.

Caterina die Meo Lippi

Lebensgeschichte

Wer die sehr junge Mutter von Leonardo Da Vinci war, ist bis heute umstritten. Unbestritten ist, dass sie eine Waise war. Zur Zeit gibt es zwei Theorien zu ihrer Herkunft. Die erste Theorie besagt, dass sie eine nordafrikanische Sklavin im Hause Da Vinci war. Die zweite lautet, dass sie als verarmtes elternloses Kind bei ihrer Grossmutter aufwuchs und mit 15 Jahren vom reichen Anwalt Piero da Vinci geschwängert wurde. Das uneheliche Kind wuchs 1452 nach seiner Geburt im Hause Da Vinci auf. Caterina – so die zweite Theorie – heiratete später Achattabriga di Piero del Vaccha. Sie hatte 5 Kinder und starb 1490, ca. 67jährig. Vielleicht ist die Mona Lisa sogar Caterina.

Vor der Geburt

Caterina war noch fast ein Kind, als sie von Piero geschwängert wurde. Vermutlich war Piero sogar schon verlobt mit einem Mädchen aus reichem Hause. Er liebte junge Mädchen und war ein Weiberheld. Allerdings war er nicht bereit, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Die Karriere war ihm wichtiger. Wäre da nicht sein Vater Antonio gewesen, der bereit war, den Jungen bei sich aufzunehmen – niemand weiss, was dann geschehen wäre. Aus religiösen Gründen, die eine Abtreibung als Sünde sehen, verzichteten viele Frauen darauf und brachten ihr Kind in ein Kloster oder gaben es als Sklaven in reiche Familien.

Gladys Pearl Baker

Lebensgeschichte

Gladys wurde 1902 als Tochter von Della und Otis Monroe in Mexiko geboren. Nach einer gescheiterten Ehe entführte ihr Ex-Mann ihre beiden ersten Kinder nach Kentucky. Gladys heiratete 1924 ein zweites Mal und hatte während dieser Zeit eine Affäre mit dem Hollywood Produzenten Stanley Gifford. 1926 wurde ihr drittes Kind, Norma Jeane, die spätere Marilyn Monroe, geboren. Die psychisch sehr labile Gladys übergab ihr Kind für sieben Jahre an das Ehepaar Ida und Albert Bolender. Während dieser Zeit liess sie sich scheiden. Danach nahm sie Norma Jean nur für eine kurze Zeit wieder zu sich. 1943 heiratet sie erneut. Sie blieb psychisch krank und wurde von Marilyn finanziell versorgt. Sie starb 1984.

Vor der Geburt

Gladys war bereits schwer traumatisiert und psychisch belastet, als sie mit Marilyn schwanger wurde. Eine Abtreibung kam für Gladys nicht in Frage, aber es war klar, dass sie das Kind nicht wirklich grossziehen könnte. Sie gab ihre Tochter in die Obhut von Pflegeeltern. Norma Jean war offensichtlich dort sehr unglücklich. Nicht weniger glücklich allerdings war der Entscheid von Gladys, das Kind wieder zu sich zu nehmen. In den 20er Jahren bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts war es für Kinder immer ein Glückstreffer, wenn sie an einen guten Ort kamen. So manches Kind landete als Verdingkind auf Höfen. Pflegeelternschaft und Adoption sind heute streng geregelt.

Maria Bat Joachim

Lebensgeschichte

Maria, gemäss alter ausserbiblischen Schriften, war die Tochter von Anna und Joachim. Sie war ein etwa 13- oder 14 jähriger Teenager, als sie mit Josef aus dem Dorf Bethlehem verlobt wurde. In der Bibel wird beschrieben, sie eines Tages vom Besuch eines Engels überrascht wird. Er kündigt ihr an, dass sie schwanger werde mit Jesus, dem Sohn Gottes und Messias von Israel. Maria war schockiert. Ein uneheliches Kind, und das noch nicht mal vom Verlobten wäre eine gesellschaftliche Katastrophe. Wie sollte das gehen? Nachdem ihr der Engel ein Wunder ankündigte, brach sie später staunend und glaubensvoll in einen Lobpreis aus. Ihr späterer Ehemann Josef half mit. Sie erzogen Jesus und hatte ein Haus voller Kinder. Den Makel wurden sie nie ganz los.

Vor der Geburt

Eine uneheliche Schwangerschaft gilt in etlichen Kulturen nach wie vor immer noch als Schande. Nach religiösem Verständnis gehören Ehe und Sexualität zusammen. Je nach Gesellschaft wird eine Frau vor der Verheiratung auf ihre Jungfräulichkeit überprüft. Uneheliche Schwangerschaften werden in gewissen Kulturen mit Ausstossung oder gar mit dem Tod durch Steinigung bestraft. Durch Ehrenmord soll die Schande der Familie getilgt werden. Um diesem Problem zu entkommen, riskieren junge Schwangere oft grosse Gefahren, tauchen unter oder reisen ins Ausland, um abzutreiben. Maria wusste um all diese Dinge. Aber aus Glauben und Zuversicht bereitete sie sich vor und erlebte Wunder über Wunder.